1
Auf einer Anhöhe sollen vier 30 Meter hohe Stämme, die mit weißen Leintüchern und Seilen umwickelt und verschnürt sind, aufgerichtet werden. Die Stämme werden in gleichen Abständen von 4,50 Metern im Quadrat aufgestellt.
Das Aufrichten der Stämme ist als dreitägige Aktionmit 40 bis 50 Personen geplant.
Das >Feldzeichen< soll ein Jahr stehenbleiben.
Das Gesamtprojekt wird fotografisch dokumentiert. Die Schwerpunkte der Dokumentation liegen in der Veränderung der Umwicklung, der Reaktion des Dorfes und der Besucher.

Realisiert April 1975 in lngelsberg bei München.
2
Atelier 1973, München
3
Umwicklungen 1974,
3 Zeichnungen auf Transparent, Mischtechnik
70 x 100 cm
4
5

Aufrichtung der Feldzeichen, Ingelsberg 11.-15. April 1975

6
Die Aktion fand in Bayern statt, und ich lebe hier seit acht Jahren. Das "Feldzeichen" wurde in der traditionellen Technik, wie Hochzeits- und Maibäume, aufgerichtet. Das war mir sehr wichtig. Ich hätte mich auch der modernen Technik bedienen können, beispielsweise eines Kranes; dann aber wäre die Aktion sehr anonym verlaufen. Mir war es jedoch wichtig, alles mit Menschenkraft zu leisten. Ich wollte wissen, ob es möglich ist, Menschen zu finden, die unvoreingenommen ein solches Projekt mit realisieren. Dabei haben atavistische und naturmagische Assoziationen sicherlich bei den Aufstellern eine Rolle gespielt. Die Vokabeln Fruchtbarkeitsritual und totemistisch weisen in eine falsche Richtung. Auf weitere Interpretationen möchte ich mich nicht einlassen.

Heinz Neidel
Werkstattgespräch Voth
in: Feldzeichen




Ein Landwirt: Zuerst habe ich gar nicht gewußt, was das werden soll, aber dann hat man mir das erklärt und gesagt, das sei eine ernste Sache, keine komische, und dann hab ich Spaß daran gehabt und hab gesagt, klar, mach ich mit. Jetzt hab ich mein Leben lang einen Respekt vor dem Künstler von Ingelsberg, und Leute kommen manchmal und fragen, wo denn das Kunstwerk von Ingelsberg ist. Und das war meine erste Unterstützung für einen Künstler und ich habe das gern gemacht wegen der Zusammenarbeit und der Gemeinschaft, in der wir ihm geholfen haben, das aufzustellen. Und dann haben wir ganz andere Leute kennengelernt, die wir sonst nie kennenlernen und das hat mir sehr gefallen.

Volker Kinnius
aus Interview mit 4 Austellern
in: Feldzeichen
7
Feldzeichen 1974
Zeichnung auf Transparent, Mischtechnik
200 x 45 cm
8
Feldzeichen 1974
3 Holzstangen umwickwelt mit Leder und Hanfschnur
230 x 50 cm
9
NATURMETAPHER. Die vier Baumstämme, aufgestellt im offenen Raum der Landschaft, sind in der oberen Hälfte umwickeit: Eine Metapher von naturhafter Freiheit und Gebundenheit. Nicht Zwang, nicht gewaltsame Verschnürung, die das Thema der Malerei Voths während der letzten Jahre war, sondern schützende Umhüllung. Das "Feldzeichen", errichtet in der Natur, die dem technologischen Wachstum schutzlos preisgegeben ist, war ein Baum-Mal, in dem naturmagische Assoziationen mitschwangen. Es wies zurück auf die Ursprünge, auf eine Natur im Einklang mit sich selbst. Ein Werk der Land-Art, das dem Prinzip Hoffnung verpflichtet war.

Helmut Schneider
in: Mappe "Feldzeichen", 1975