Auf einem Floß liegt eine 20 Meter lange Figur, die mit Leintüchern umwickelt und mit Stricken gefesselt ist. Diese Figur soll auf einem drei Meter hohen und mit Segeltuch bespannten Aufbau vertäut werden. Die Figur trägt eine Bleimaske.
Das 32 Meter lange und 10 Meter breite Floß besteht aus mehreren, untereinander verbundenen Baumstämmen. Darauf wird ein Wohnbereich eingerichtet.
Floß und Figur sollen auf dem Rhein flußabwärts von Ludwigshafen aus über Rotterdam ins Meer geflößt werden. Die Figur wird verbrannt und dem Meer überlassen. Die Maske wird zurückbehalten.
Floß und Figur werden im Reffental bei Speyer gebaut. Der Start erfolgt im Mai 1978.
Die Reise wird zehn Tage dauern und in mehreren Etappen verlaufen. Es ist vorgesehen, bei größeren Städten vor Anker und an Land zu gehen. In Zusammenarbeit mit den ansässigen Kunstvereinen und Museen ist geplant, mit der Bevölkerung Kontakte herzustellen.
Nach Beendigung der Aktion soll das Projekt in Form einer Ausstellung an verschiedenen Orten dokumentiert werden. Die Ausstellung wird so konzipiert sein, daß der Besucher ein Gesamtbild über die Planung und den Verlauf der Reise erhält.
Realisiert Mai - Juni 1978
Reiseroute: Speyer - Rotterdam - Nordsee
Reise ins Meer, 1978
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- Die Figur liegt fertiggestellt auf dem Werksgelände von G + H in Ludwigshafen, 2.2.1978
Reisestrecke von Ludwigshafen über Rotterdam in die Nordsee, 30.5.-5.6.1978
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- Ludwigshafen
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- Mainz - Weisenau
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- Bingen, Niederwald-Denkmal
- 6
- Industriegebiet zwischen Krefeld und Duisburg
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- Industriegebiet zwischen Krefeld und Duisburg
- 8
- Zwischen Wesel und Emmerich
- 9
Um 16.04 Uhr sind wir im Benelux- Hafen. Wir legen an einer steilen Kaimauer an - neben einem riesigen Kran, der gut zehn Stockwerke hoch ist. Voth entert über eine Eisenleiter an Land. Ein Techniker mit Walkie Talkie ist sein Verbindungsmann zum Kranführer. Voth hat ein Megafon in der Hand und dirigiert damit seine Mannschaft. Dieter, Peter, Manfred, Tom und Helmut sind aufs Dach geklettert, und die komplizierte Entfernung des Sieben-Zentner-Trumms läuft ab wie die zwölfte Aufführung eines sorgfältig geprobten Stücks. Voth hat die Partitur seit Wochen im Kopf: Halteleinen lösen, Joch am Kranhaken festmachen, Maske mit dem Joch verbinden, Holzkeile seitlich unter die Maske treiben - Kranzug. Die Maske löst sich, der Kopf bleibt da, wo er hingehört. Zugstangen zur Formstabilisierung in die Maske einsetzen. Zug, Schwenk, Absetzen der Maske auf einem Wagen. Leintücher über das entblößte "Gesicht" der Figur drapieren und mit Kleber befestigen.
Alfred Nemeczek, Reisebericht
in: Reise ins Meer
Alfred Nemeczek, Reisebericht
in: Reise ins Meer
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21.29 Uhr. Die ganze Figur steht in Brand. Schwarzer Rauch wälzt sich in den Nachthimmel und bleibt noch lange als kilometerlange Kunst-Wolke am Abendhimmel. Im Fernsehen wirkt später alles viel feierlicher. Wir denken vor allem an die beiden an Bord. Hoffentlich passiert ihnen nichts. Es muß sehr heiß dort sein, Flammen greifen auch auf das Balkenwerk des Aufbaus über.
Alfred Nemeczek, Reisebericht
in: Reise ins Meer
Am Ende blieb nichts als die Bleimaske. Das "Kunstwerk", das da den Rhein hinuntertrieb, an verschiedenen Stellen anlegte, dann wieder weiterzog und schließlich auf offenem Meer verbrannt wurde, es hatte nur zeitlich begrenzten Bestand. Nicht anders als das menschliche Leben auch, das sich in der Dialektik von Materie und Geist, Geburt und Tod bewegt.
Amelie Pohlen, Werk aus Erinnerung gebaut
in: Reise ins Meer
Alfred Nemeczek, Reisebericht
in: Reise ins Meer
Am Ende blieb nichts als die Bleimaske. Das "Kunstwerk", das da den Rhein hinuntertrieb, an verschiedenen Stellen anlegte, dann wieder weiterzog und schließlich auf offenem Meer verbrannt wurde, es hatte nur zeitlich begrenzten Bestand. Nicht anders als das menschliche Leben auch, das sich in der Dialektik von Materie und Geist, Geburt und Tod bewegt.
Amelie Pohlen, Werk aus Erinnerung gebaut
in: Reise ins Meer