Das Bauwerk hat die Form einer Spirale und ist über einen Brunnen gebaut. Der Grundriß ist aus neun Viertelkreisen konstruiert. Diese Spirale wurde mathematisch durch eine Summenreihe wiedergegeben, in der jede Zahl die Summe der zwei vorangegangenen Zahlen ist.
1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 .......................
(Fibonacci-Reihe des Leonardo von Pisa, 1180 - 1250)
Jede Tirade dieser Summenreihe ergibt eine Annäherung an den Phi-Wert des Goldenen Schnittes. Diese Verbindung des Goldenen Schnittes über die Fibonacci-Reihe ist eine Gesetzmäßigkeit, die in vielen ungestört ablaufenden Prozessen in der Natur stattfindet. In Kristallen, Muscheln, Pflanzen, auch in unserem Körper.
Die Umfassungsmauer der Anlage erreicht nach 260 Meter den höchsten Punkt von sechs Metern. Eine aufgeschüttete Rampe führt ins Zentrum der Spirale, zum Eingang. Hier steigt man 27 Stufen auf einer spiralförmigen Wendeltreppe abwärts zu zwei Arbeits-und Wohnräumen. Weiter führen 100 Stufen in die Tiefe des Brunnens zur Wasseroberfläche. Hier ruht ein schwimmendes Objekt. Ein Urboot, geschmiedet aus
Edelmetall, das durch einen Schrein geschützt ist. Wie eine Keimzelle, die das Geheimnis vom Werden in sich trägt, schwimmt die Arche auf dem Wasser; verstanden im griechischen Sinn (archä) als Anfang und latente Urkraft.
Diese Erdskulptur dient einerseits als Behausung und ist zugleich schützendes Gebäude für das Boot.
Realisiert 1994 - 1997 in Marokko, Maha-Ebene.
Goldene Spirale, 1992-1997
- 1
- 2
- Zeichnung auf Transparent, Mischtechnik, 1994-1995
90 x 120 cm
- 3
- 4
An seiner Basis öffnet sich der Spiralkörper 60 Meter weit und lädt ein zum gemächlichen Aufstieg über eine riesige, 4800 Quadratmeter große Lehmrampe. Kein rechter Winkel hemmt die Dynamik; an jedem Punkt der Strecke Drehung, Rundung, Veränderung von Proportion und Perspektive. Vergegenwärtigung von Zeit. An der höchsten Stelle dann der Umschlag ins andere Extrem: Jäh reißt ein enger Schacht den Blick dramatisch in die Tiefe auf einen kleinen Wasserspiegels zu, der blaß das Blau des Himmels reflektiert. Eine freitragende Wendeltreppe führt mit 127 Steinstufen 17 Meter unter die Erdoberfläche zu einem Brunnen, der den Pol der Spirale und zugleich das Zentrum von Voths künstlerischer Konzeption markiert.
Alfred Nemeczek, Goldener Schnitt in der Wüste
in: art 5/97
Alfred Nemeczek, Goldener Schnitt in der Wüste
in: art 5/97
- 5
- Zeichnung auf Transparent, Mischtechnik, 1995
90 x 120 cm
- 6
- Zeichnung auf Transparent, Mischtechnik, 1997
61 x 44 cm
- 7
- Zeichnung auf Transparent, Mischtechnik, 1994
62 x 88 cm
- 8
Neben rund 300 Zeichnungen sind im Winter 1997/98 zum erstenmal großformatige, mit Asche von Nomaden-Feuern, Sand und Erde grundierte Materialbilder entstanden, in die manchmal Gräser und Vogelfedern eincollagiert sind. Auch dieser eher malerische Ansatz wird von der spontanen Geste des exzellenten Zeichners bestimmt, der Voth immer geblieben ist. Die sandigraue Bildfläche wird zum durchkomponierten Ereignisfeld für die Assoziationen eines Träumers, der mit allen Wassern abendländischer Kunstgeschichte gewaschen und mit solider Kenntnis aktueller Malerei gesegnet ist. Oder auch gestraft. So hat es wirklich nichts mit Art Brut zu tun oder gar mit Surrealismus, wenn Voth auf seinen im Prinzip figurativen Bildern eine eigene Variante atavistischer Höhlenmalerei riskiert. Etwa in dem Motiv einer kohlschwarzen Lichtgestalt, die von informellen Chiffren überlagert wird, die der Künstler kalligraphisch in den Aschegrund geritzt hat.
Alfred Nemeczek, Ikarus ist nicht aus Neugier geflogen
in: Goldene Spirale
Alfred Nemeczek, Ikarus ist nicht aus Neugier geflogen
in: Goldene Spirale
- 9
- Asche, Sand, Holzkohle auf Büttenpapier, 1998
107 x 173 cm
- 10
- Asche, Sand, Holzkohle auf Büttenpapier, 1998
107 x 173 cm
- 11
- Asche, Sand, Holzkohle auf Büttenpapier, 1998
168 x 107 cm
- 12
- Asche, Sand, Holzkohle auf Büttenpapier, 1998
80 x 150 cm
- 13
- Asche, Sand, Holzkohle auf Büttenpapier, 1998
80 x 121 cm
- 14
- Asche, Sand, Holzkohle auf Büttenpapier, 1998
130 x 107 cm
- 15
11.15 Uhr: Absolute Stille. Meine Nervosität nahm zu. Der Anflug von Errachidia konnte doch nicht länger als zehn Minuten dauern! Durch das Fernglas suchte ich den Himmel über den roten Bergen ab. Nichts. Um 11.20 Uhr endlich ein fernes Brummen. Hoch oben, am endlos blaßblauen Firmament, glänzte, gleich einem Silberfisch, winzigklein die Cessna. Fünf Minuten später kreiste sie über der >Spirale<. Ich versuchte, Ingrid in der Türöffnung zu erkennen, doch die Cessna rutschte mir ständig aus der Optik. 20 Minuten lang zog das Flugzeug ruhig, in weiten Bögen hoch anfliegend, über der >Spirale<. seine Runden. Dann, um 11.45 Uhr: Die Maschine flog tief an und sackte über mir durch. Der abgekippte Flügel schien mich zu streifen. Ich warf mich auf die Erde. Ein Gefühl von Feuer und Asche ließ alles in mir zerreißen. Ich drehte mich und sah mit bloßem Auge Ingrid schräg im Gurt hängen. Der Motor donnerte in voller Stärke. Das Flugzeug bekam wieder Auftrieb, stieg hoch, immer höher ins unendliche Blau. Über der >Himmelstreppe< entschwand es mir aus dem Blick.
Hannsjörg Voth, Regen herbeibeten
in: Goldene Spirale
Hannsjörg Voth, Regen herbeibeten
in: Goldene Spirale